Die Geschichte des kleinen Mädchens komplett

Die Geschichte des kleinen Mädchens komplett

Ein Glücksstern von Lisa Grosse

Da war ein Mädchen sehr einsam und isoliert. Es war ein ungeliebtes Nachzüglerkind, das von seiner Familie bestenfalls geduldet war. Die Geschwister prügelten und beleidigten sie, wo sie konnten. Sie gehörte nicht dazu. Als sie sich wehrte, warf die Familie sie einfach hinaus. So irrte sie durchs Land, voller Angst verstockte sie und baute einen Schutzpanzer aus zynischen Sprüchen und patzigen Sätzen um sich herum auf, sodass niemand zu ihr durchdringen konnte. Immer, wenn es Weihnachten wurde, fiel im stillen Kämmerlein der Schutzpanzer von ihr ab und sie schaute im Fernsehen die Konzerte zum Weihnachtsfest an. Mal nicht allein dasitzen, mal wieder dazugehören, das war ihr einziger Weihnachtswunsch. Als sie im Winter auf einen abgelegenen Weg kam, blitzte die Schneedecke immer wieder wie ein Sternenhimmel auf. Wie wäre es, wenn sie zu den Sternen reisen könnte, alles hinter sich lassen könnte, Elend und Schutzpanzer abwerfen 
und einach verschwinden könnte? In ihrer Phantasie hob sie ab und verschwand. Doch dann holte sie ein besonderes, starkes Blitzen zurück in die Realität. In der Schneedecke blitzte es wieder. Das Mädchen untersuchte die Stelle und fand einen kleinen Silberstern in einer Schachtel, die oben offen war und den Stern auf schwarzem Grund enthielt. Die Schachtel hatte einen Aufdruck "Ich will dein Glücksstern sein."Es war ein einfacher Plastikstern in einer kleinen Pappschachtel. Doch für das Mädchen war es ein Schatz. Wie wäre es, wenn der Stern den Weg aus Einsamkeit und Isolation zeigte? Wenn der abgelegene Weg ein Aufbruch wäre? Sie hatte den Stern mitgenommen, ihn adoptiert. Fast schon hatte das Mädchen den Stern vergessen, als sie zu einem kleinen Haus kam, in dem Musik spielte. Ein Ritz unter der Tür lies Licht durchscheinen. Die steifgefrorenen Hände in den Taschen lief sie um das Haus herum und stellte sich die Frage: "Soll ich oder soll ich nicht hineingehen?" Da hatte sie auf einmal die Schachtel mit dem Stern in der Hand. Im Mondlicht blitzte der Stern auf. Das bedeutet "Ja"? Da war wieder der Ritz mit dem Licht. Sie drückte die Tür auf und Wärme umhüllte sie. Da kam keine Beleidigung, freundliche Menschen empfingen sie. Sie spürte einen Hauch, den sie nie kannte. Es war der Hauch der Willkommenheit. Immer wieder ging sie in dieses Haus, in dem Musik gemacht wurde und Gottesdienste gehalten wurden. Immer, wenn sie hierher kam, brauchte sie keinen Schutzpanzer mehr und konnte das frühere Elend ablegen. Der Stern hatte ihr den Weg gezeigt. Den Weg zu mehr Licht in ihrem Leben. Sie war zu den Sternen gereist. Den kleinen Plastikstern hütet sie noch immer als den grössten Schatz, den sie hat

 

Ein Friedensstern von Lisa Grosse
 
Erinnert ihr Euch an das Mädchen vom letzten Jahr? Sie war zu den Sternen gereist. Das 
kleine Haus mit der Musik und den Gottesdiensten war ein Ersatzzuhause geworden. Sie wollte da nicht nur zuhören, sondern mitmachen. Wie sollte das gehen? Es wurde Sommer. Viele fuhren in Urlaub, das Haus war geschlossen. Das Mädchen hatte für Reisen kein Geld. Sie hatte nur einige kleine Wäldchen ringsum. Da fuhr sie mit dem Rad durch, sass oft stundenlang auf einem Baumstumpf und hielt Ausschau nach Tieren. Die Wasserläufer auf einem Teich im Wald waren faszinierend. So schnell und ohne Spuren zu hinterlassen flitzen die umher. Kleine Fische machen zwischendurch ein leises Plätschern. Die Einsamkeit und Isolation waren zurück. Dazu der ewige Krieg mit dem zuwenigen Geld. Wenn sie jetzt nochmal einen Stern finden würde, der sie wieder aus den Depressionen führt, wäre das nicht stark? Jetzt ein Raumschiff mit Sternenkurs? Sie hasste die egoistische Welt da draussen mit dem elenden Kapitalismushorror, wo nur das Geld zählt. Die Wasserfläche des Waldteichs verschwamm und sie sah, wie sie losflog. Weg von allem, von oben ist das alles sehr klein. Für einen Moment mit Superkräften abheben und die Schwierigkeiten unten kleinwerden lassen, war eine tolle Phantasiereise. Doch da platschte ein Frosch ins Wasser und löste kleine Ringwellen aus. Im Zentrum blitzte die Sonne als Reflexion auf. Ihr wurde heiss und kalt zugleich. Ein Stern im Wasser? Wie eine warme Dusche fühlte sich ... was an? Der Teich verschwand und ein Licht kam aus der Teichmitte. Ein tiefer Frieden war da plötzlich, viel Wärme und sie hörte Musik, die sie nicht kannte, immer wieder. Aus dem Teich stieg eine Riesenblase auf, und flog davon. Wie von Sinnen raste sie mit dem Rad der Blase hinterher. Dann war es auf einmal still. Die Blase weg und sie fand sich vor ihrer Wohnung wieder. Als sie das Rad in den Keller gestellt hatte, war die Blase im Kellerflur wieder da! Sie wollte die Blase fangen, da löste sie sich zu einem Dunkel auf. Das Kellerlicht war einfach weg! Im Dunkel leuchtete an der Decke ganz klein ein Lichtpunkt auf. Ein Stern im Keller? Die Musik vom Teich kehrte zurück. Der Lichtpunkt wanderte zu ihrer Tür und verschwand. Wie der Stern von Bethlehem, dachte sie. Und sie hörte wieder die Musik. Sie schrieb die Musik auf und nahm sie auf. Als sie kurz vor Weihnachten im kleinen Haus war, spielte sie dem Pfarrer das Stück vor, der es in seinem grössten Gottesdienst von ihr aufführen lies. Die Gottesdienstbesucher waren berührt, sie applaudierten. Das Mädchen hatte wieder einen Stern im rechten Moment gefunden. Sie hatte ein bisschen mitgemacht. Sie träumte von grossen Aufführungen, als in ihrer Tasche etwas blinkte.  Der alte Plastikstern! Er war nie weg. Und sie hörte auf, nach der Blase im Keller zu fragen, denn sie wusste, dass bei Gott alles möglich ist. Ohne Geld eine neue Sternenreise gemacht, das haben die Geldleute mit ihren Urlauben nicht hinbekommen. Sie aber hat nun zwei Schätze, den Glücksstern und den Stern des Friedens aus dem Teich mit der Gnade des Herrn im Herzen....